Deutsch-Französisches
Forum: Welches sind ihrer Ansicht nach die Kriterien, auf deren
Grundlage einer Sprache mehr oder weniger Bedeutung innerhalb eines
Organisationsgefüges wie der Europäischen Union, in der
jede Entscheidung in dieser Frage zweifelsohne politische Folgen
hat, zugestanden werden kann?
Claude Hagège:
Die sprachexternen Kriterien, auf deren Grundlage die Bedeutung
einer Sprache beurteilt werden kann, sind zum einen ihre Verbreitung,
die wirtschaftliche Bedeutung und der politische Einfluss der Länder,
in denen sie gesprochen wird, und darüber hinaus die Geschicklichkeit
der Machtinhaber. Die internen Kriterien könnten mit der spracheigenen
Qualität in Zusammenhang gebracht werden, durch die eine Sprache
eventuell leichter zu handhaben und zu verstehen bzw. anpassungsfähiger
ist. Diese Kriterien sind allerdings faktisch ohne jede Bedeutung,
da jede Sprache als solche in eine bedeutende Stellung aufrücken
kann. Die Kriterien, die dazu geeignet sind, einer Sprache Bedeutung
zu verleihen sind also hauptsächlich sprachexterne, d.h. politische,
gesellschaftliche und wirtschaftliche Kriterien.
Forum: Wie
können dann also "wichtige" von "unwichtigen Sprachen" unterschieden
werden? Durch die Zahl der Sprecher, die Sprachfamilie oder eine
"kulturprägende Kraft"?
C. Hagège:
Ich halte ganz und gar nichts von dieser Unterscheidung, die ich
rundweg ablehne. Ich weiß aber nur allzu gut, was sie bedeutet.
Im Grunde verbirgt sich hinter dem Begriff der "unwichtigen Sprache"
im Wesentlichen der Gedanke einer zahlenmäßig geringeren
Verbreitung sowie eines geringeren wirtschaftlichen und politischen
Einflusses der Länder, in denen sie gesprochen wird. Das führt
uns wieder zu der ersten Frage zurück.
Forum: Es
wurde oft auf die Möglichkeit hingewiesen, dass das Deutsche
zu einer Amtssprache der europäischen und internationalen Organisationen
erhoben werden könnte. Was halten Sie von einer solchen Forderung?
Inwieweit ist sie angesichts anderer Sprachen wie des Spanischen,
des Italienischen oder auch des Portugiesischen berechtigt?
C. Hagège:
Diese Forderung, die bereits von Helmut Schmidt und Helmut Kohl
erhoben worden war, wird auch von der jetzigen Regierung vertreten
und ist natürlich eng mit dem wirtschaftlichen und politischen
Einfluss Deutschlands verbunden. Die politischen Machtinhaber in
Deutschland sind sich der wirtschaftlichen Bedeutung des Landes
bewusst und wundern sich zu Recht darüber, dass Französisch
und Englisch in Brüssel immer noch so unangefochten dominieren.
Leider ist in diesem Zusammenhang ein geschichtlicher Exkurs notwendig;
es muss daran erinnert werden, dass es sich dabei natürlich
um eine Folge des Zweiten Weltkrieges handelt. Nach Kriegsende rückten
die Sprachen der Sieger in den Vordergrund. In der Zwischenzeit
hat Westdeutschland seine Wiedergutmachung glaubhaft gemacht und
alles in seiner Macht Stehende getan, um seinen guten Willen unter
Beweis zu stellen und die schreckliche Erinnerung an den Zweiten
Weltkrieg auszulöschen. Infolge des Generationenwechsels fühlen
sich die nachwachsenden Generationen immer weniger für das
Geschehene verantwortlich. Die jüngsten Generationen, in denen
Gerhard Schröder durchaus repräsentativ ist für diesen
Trend, sind der Ansicht, dass die ausschlaggebenden Kriterien der
Bedeutung einer Sprache mit der politischen und wirtschaftlichen
Stärke des Landes, in dem sie gesprochen wird, verbunden sind,
und denken folgerichtig, dass das Deutsche legitimerweise in demselben
Maße anerkannt werden müsste wie Französisch und
Englisch. Ich für meinen Teil bin der Ansicht, dass Deutsch
eine der wichtigen Sprachen ist. Im übrigen mache ich in einem
meiner früheren Bücher (Les choses de la langue) und auch
in dem zuletzt erschienenen (Le souffle de la langue - Auf Französisch
bei Odile Jacob. Auf Deutsch im Campus Verlag unter dem Titel: Welche
Sprache für Europa) den Vorschlag, Deutsch gleichberechtigt
zu behandeln, und setze mich für dessen Zugehörigkeit
zu den Sprachen der europäischen Mehrsprachigkeit ein.
Forum: Was
halten Sie von den Äußerungen eines Ihrer Amtsvorgänger
am Collège de France, Antoine Meillet, der die Ansicht vertrat,
dass "sich in Europa die wachsende Vielzahl an Kultursprachen zunehmend
störend bemerkbar" mache, und der außerdem vorhersah,
dass "[
] die Bürger der neuen Welt [
] die nahezu
anarchistische, gegenwärtige Sprachsituation schon der Disziplin
zu unterwerfen" wüssten, "die die universelle Zivilisation
der Zukunft zwingend erforderlich" mache? Denken Sie wie Meillet,
dass die Minderheitensprachen zum Aussterben verurteilt sind?
C. Hagège:
Natürlich nicht. Meillet ist 1936 gestorben, vor dem Ausbruch
des Zweiten Weltkrieges. Er war ein Mann des frühen 20., wenn
nicht gar des 19. Jahrhunderts, und ein wirklich bedeutender Gelehrter,
Professor am Collège de France, und natürlich ein ausgezeichneter
Sprachwissenschaftler. In seinem Buch Les langues de l'Europe nouvelle
vertritt er aber tatsächlich die genannte These. Das Werk enthält
so manche Ungenauigkeit und Sichtweisen, die sich aus nicht ganz
objektiven Überlegungen ergeben. Zum Beispiel war er dem Ungarischen
feindlich gesonnen, weil Ungarn, das aufgrund seines Bündnisses
mit Deutschland im Anschluss an den ersten Weltkrieg einen Teil
seines Territoriums verloren hatte, Anspruch auf eine bessere Stellung
erhob und wegen der Landstriche, die es an Rumänien und Jugoslawien
abtreten musste, sehr aufgebracht war. Aus diesem Grunde stand er
dem Ungarischen feindselig gegenüber, wie auch in allgemeinerer
Hinsicht der europäischen Sprachenvielfalt überhaupt.
Diese Sichtweise hat sich allerdings nicht bestätigt, sondern
wurde eher Lügen gestraft. In Wirklichkeit konnte man sich
im Laufe der Zeit davon überzeugen, dass auf dem europäischen
Kontinent die Minderheitensprachen immer noch sehr lebendig sind.
Das Auseinanderbrechen Jugoslawiens hat zum Beispiel der kroatischen
Sprache - die bisher als mit dem Serbischen identisch betrachtet
und als Serbokroatisch bezeichnet wurde - zu einem solchen Aufschwung
gegen Belgrad verholfen, dass das kroatische Volk nunmehr alles
daran setzt, eine neue Sprache entstehen zu lassen. Eigentlich vollzieht
sich also die gegenteilige Entwicklung: die Minderheitensprachen,
die Nationalitätensprachen - im Fall Kroatiens ist im Anschluss
an den Zusammenbruch der Jugoslawischen Föderation aus der
Nationalität ein unabhängiger Staat geworden - bilden
sich in Europa heraus, das nicht nur keine Minderheitensprachen
verliert, sondern neue dazu gewinnt.
Forum: Offensichtlich
war also, was das Ungarische betrifft, der offene Brief des ungarischen
Schriftstellers Kosztolanyi als Antwort auf die Äußerungen
Meillets voll und ganz gerechtfertigt
C. Hagège:
Kostolanyi war jemand, dem Frankreich und seine Sprache viel bedeuteten,
der natürlich aber heftig auf die Herablassung und auf die
Unkenntnis - denn das war es ja im Grunde - reagiert hat, mit der
sich Meillet über das Ungarische äußerte. Er war
ein großer Schriftsteller, der eine solche Haltung gegenüber
der ungarischen Sprache nicht hinnehmen konnte.
Forum: In
einer Ihrer Veröffentlichungen, die gerade neu aufgelegt wurde
(Le Souffle de la langue) kommen sie auf die Mehrsprachigkeit in
Europa zu sprechen und vertreten den Standpunkt, dass eine einzige
Sprache nicht als alleinige Gemeinschaftssprache dienen sollte.
Welches System würden Sie befürworten, damit das Englische
die deutsche und französische Sprache nicht zur Bedeutungslosigkeit
verdammt?
C. Hagège:
Ein sehr einfaches System. Alles steht und fällt mit der Schule,
die im Zentrum des Problems steht. Meines Erachtens besteht die
einzig mögliche Zukunft für Europa in der Mehrsprachigkeit.
Das ist eine der Hauptthesen von Le souffle de la langue und auch
von einem früheren Buch, L'enfant aux deux langues, aus dessen
Titel schon ersichtlich ist, dass das Geheimnis in der schulischen
Erziehung zu suchen ist. Eine schulisch vermittelte Zweisprachigkeit
im frühen Kindesalter, d.h. ein Unterricht, in dem den Kindern
zusätzlich zu ihrer Muttersprache noch zwei weitere Sprachen
vermittelt werden, stellt meines Erachtens eine Notwendigkeit dar.
Im Falle einer Reform, durch die das Erlernen von zwei Sprachen
zusätzlich zu der Muttersprache bereits in der Grundschule,
d.h. im Alter zwischen 5 und 7 Jahren, Pflicht ist, wird sich das
Problem von selbst lösen. Auch wenn die Familien sich mehrheitlich
für das Englische entscheiden, werden sie eine weitere Sprache
dazu wählen müssen. Wenn dagegen nur eine Pflichtsprache
im Grundschulunterricht in den niedrigen Jahrgangsstufen eingeführt
wird, dann wäre das Englisch, was zu dem schleichenden Tod
der anderen Sprachen führen würde. Deswegen bin ich also
für eine frühzeitige Zweisprachigkeit; und liste in L'enfant
aux deux langues sogar die Namen der Hauptsprachen in Europa auf:
zusätzlich zu der englischen Sprache, die schon allzu weit
verbreitet ist, wären das Italienisch, Spanisch, Portugiesisch,
Französisch und Deutsch.
Forum: Und
wie glauben Sie wird die Mehrsprachigkeit in den europäischen
Institutionen funktionieren
C. Hagège:
Alles hängt von dem Zeitraum ab, den man ins Auge fasst. Gegenwärtig
gehören die über 20-Jährigen einer in dieser Hinsicht
verlorenen Generation an, weil sie in einer Zeit geboren wurden,
in der das Englische omnipräsent ist. Wenn man die von mir
vorgeschlagenen oder ähnliche Ideen umsetzen würde, wodurch
alle Kinder in Europa einer mehrsprachigen Erziehung unterzogen
würden, wären die so ausgebildeten nachwachsenden Generationen
mehrsprachig, und infolgedessen würde die Macht und der Einfluss
des Englischen nachlassen. Ein französisches Kind, das Deutsch
gelernt hat und auf Deutsch spricht, wird neben dem Englischen und
dem Französischen dann auch die deutsche Sprache beherrschen.
Es ist dabei wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Idee Gesamteuropa
betrifft und dass sie im Rahmen eines einzigen Landes nicht wirklich
funktionieren kann. Die einzige Möglichkeit, ein Gegengewicht
zur weltweiten Vorherrschaft des Englischen zu bilden, besteht in
der Förderung der Mehrsprachigkeit.
Forum: Was
denken Sie über den Rückzug des Französischen in
der Welt? Sind Sie der Ansicht, dass das Englische unsere Sprache
auch inhaltlich beeinflusst?
C. Hagège:
Internet ist absolut notwendig, weil es zu einem grundlegenden Kommunikationsmittel
in einem großen Teil der Welt geworden ist. Offensichtlich
schrumpft seit fünf oder sechs Jahren die Internetpräsenz
des Angloamerikanischen. Zu diesem Zeitpunkt hätte man fast
glauben können, dass die schon hinreichend starke angloamerikanische
Welle nahezu die Gesamtheit dieses neuen Raumes überschwemmen
würde. Das ist letztlich allerdings nicht eingetreten. Immer
mehr Menschen haben nämlich begriffen, dass die Erstellung
von Webseiten anderen Sprachen eine Ausdrucksmöglichkeit bietet.
Beim Internet steht also viel auf dem Spiel. Sogar diejenigen, die
sich in Frankreich für die gefährdeten Regionalsprachen
Bretonisch, Flämisch, Okzitanisch, Baskisch, Korsisch, Elsässisch
usw. stark machen, haben die Bedeutung des Internets begriffen und
zahlreiche Webseiten erstellt. Deswegen bildet die Nutzung der Sprachen
auf dem Net einen der wichtigsten Wege zum Schutz der Sprachen gegen
den Einfluss des Angloamerikanischen.
Was das Französische
betrifft, so müssen zwei Phänomene auseinander gehalten
werden, zum einen die Aufnahme angloamerikanischer Wörter in
den französischen Wortschatz und zum anderen die Ablösung
des Französischen als Verkehrssprache durch das Englische.
Ich persönlich bin als Linguist davon überzeugt, dass
die Entlehnung eine der Voraussetzungen für die Lebendigkeit
der Sprachen ist. Die Entlehnung als solche ist meines Erachtens
unproblematisch, allerdings unter der Bedingung, dass sie unterhalb
einer Schwelle bleibt, die ich als "Sättigungswert" bezeichnen
möchte. Unterhalb dieser Schwelle ist die Entlehnung akzeptabel,
darüber hinaus ist sie nicht mehr tragbar. Eine Sprache braucht
allerdings Entlehnungen. Ich stelle trotzdem immer wieder fest,
dass noch selbst die Kundigsten die beiden Sachverhalte vermengen:
Die Behauptung, dass es in der französischen Sprache zu viele
englische Wörter gebe - was keine Katastrophe bedeutet, wenn
man den Sättigungswert als Maßstab anlegt -, ist etwas
Anderes als die Feststellung, dass das Englische das Französische
als Sprache ablöst, in der man sich an vielen Orten unterhält.
Letzteres ist nämlich viel schwerwiegender als die Aufnahme
englischer Wörter in den französischen Wortschatz. Natürlich
ließe sich denken, dass es zwischen den beiden Parametern
einen Zusammenhang gibt: Eine Sprache, die zu viel entlehnt, wird
in letzter Konsequenz in der anderen aufgehen. Aber was das Französische
betrifft, sind wir davon noch sehr weit entfernt. Ein ausgebildeter
Sprachwissenschaftler kann sich nicht weiter darüber echauffieren,
dass vieles aus dem Englischen entlehnt wird, weil Sprachen nun
einmal so funktionieren.
Forum: Welche
Hindernisse bestehen Ihrer Meinung nach dafür, dass Frankreich
ein internationales Instrument wie die Minderheiten- und Regionalsprachencharta
ratifiziert?
C. Hagège:
Gar keine. Trotzdem fällt es der französischen Regierung
aus einem hinreichend bekannten Grund ausgesprochen schwer, sich
dieser Charta anzuschließen: Seit der Revolution bis in unsere
Tage ist Frankreich durch und durch jakobinisch.
In der Revolutionszeit
hielt man die Minderheitensprachen für sehr gefährlich,
weil sie Sprachen waren, die der Republik Widerstand leisteten.
Als der Konvent unter der Mehrheit der radikalen Bergpartei Abbé
Grégoire, der trotz seines Amtes und seiner Sutane ein überzeugter
und vertrauenswürdiger Revolutionär war, zusammen mit
dem Abgeordneten Barère in die Provinz entsendet und Abbé
Grégoire der Konvention nachgerade eine Anklageschrift vorlegt,
in der er ausführt, dass die Gegenrevolution sich in den Regionalsprachen
ausdrücke und dass die Basken eine Sprache sprächen, die
der Republik feindlich gesonnen sei, bedeutet dies natürlich
für die jakobinischen Machthaber, dass die Regionalsprachen
die Sprachen der Feinde sind. Folgerichtig wurden diese Sprachen
dann auch verfolgt.
Seitdem sind
200 Jahre vergangen. Diese Regionalsprachen sind, gerade weil sie
verfolgt wurden, für das Französische von heute weit weniger
gefährlich. Ich bin jemand, der sich gerne mit Sprachen und
damit auch mit Regionalsprachen beschäftigt, und finde es bedauerlich,
dass sich Bretonisch, Okzitanisch, Baskisch usw. in einer sehr bedrohlichen
Situation befinden. Vor 200 Jahren stieß die Revolution allerdings
in allen Teilen Europas auf Ablehnung. Die europäischen Königshäuser
verabscheuten die Revolution, vor allem seit Januar 1793, als Ludwig
XVI. hingerichtet wurde, und sie haben nur einen Gedanken: sie zu
vernichten. Infolgedessen lassen sich die Säuberungsaktionen
der Revolutionäre im Landesinneren leicht nachvollziehen. Wer
eine Regionalsprache sprach - Abbé Grégoire hatte
damit durchaus Recht -, gab in dieser Sprache eine durch und durch
antirepublikanische Überzeugung kund. Seitdem hat sich der
Kontext allerdings geändert. Der Jakobinismus der französischen
Regierung lässt sich weniger leicht erklären. Trotzdem
besteht offensichtlich in Frankreich eine starke jakobinische Tradition
fort, die die Ratifizierung der Regionalsprachencharta verhindert.
Jacques Chirac hat sich 1995 in der Bretagne für die Ratifizierung
ausgesprochen. Édouard Balladur und Lionel Jospin mussten
sich in dieser Frage ähnlich äußern. Der Staatsrat
hingegen hat befunden, dass die Ratifizierung gegen Artikel 2 der
Verfassung verstoße, der nämlich das Französische
als Sprache der Republik vorschreibt, wohingegen die Charta den
Sprechern einer Regionalsprache das Recht auf öffentliche Dienstleistungen
(Post, Elektrizität etc.) und den Anspruch auf Gerichtsverhandlungen
in ihrer eigenen Sprache einräumt. Für ein Land wie Frankreich,
das seit der Monarchie und mehr noch seit der Revolution von einem
starken Zentralismus und Jakobinismus geprägt ist, ist diese
Situation schon sehr ungewöhnlich.
Forum: Vielleicht
wäre es kompliziert und aufwändig, die notwendigen Schritte
dafür einzuleiten
C. Hagège:
Mag sein. Es sei denn, die Regionen müssen die Kosten dafür
übernehmen: Wenn ihr schon auf eurer Sprachautonomie besteht,
dann könnt ihr ja auch dafür aufkommen. In diesem Fall
käme es dem Staat nicht sehr teuer.
Forum: Ein
anderes Argument wäre vielleicht, dass die Franzosen in der
Schule ohnehin ein ziemlich schlechtes Französisch sprechen.
Vielleicht sollte man sich besser mit diesem Problem beschäftigen,
bevor man sich um die Regionalsprachen kümmert.
C. Hagège:
Auch dieses Argument höre ich nicht zum ersten Mal. Es ist
aber wohl nicht ganz ernst zu nehmen: Man müsste ja nur für
einen qualitativ besseren Unterricht sorgen. Ob er es derzeit in
hinreichendem Maße ist, lässt sich ja durchaus bestreiten.
Die Schwierigkeiten, die die Franzosen in der Schule beim Erlernen
ihrer eigenen Sprache haben, als Argument, um ihnen nicht noch eine
weitere Sprache zuzumuten, scheint mir also unbegründet zu
sein. Dieses Argument lässt die Tatsache unberücksichtigt,
dass es sich nur um die Sprachen in bestimmten, zumeist am Rande
Frankreichs gelegenen, nicht zentralen Regionen handelt. Das lässt
sich geschichtlich erklären: Es handelt sich um die westlichen
- baskischen und bretonischen - Randregionen und die östlichen
Grenzgebiete. In jedem Fall wird diesen Sprachen nur in den Regionen,
in denen sie gesprochen werden, Rechnung getragen, nicht jedoch
in den anderen Teilen Frankreichs.
Übersetzung
Forum (MT)
Veröffentlichungen
(non
exhaustive)
- "Halte
à la mort des langues" - Ed. Odile Jacob, nov. 2000.
- "Le souffle de la langue" - Paris 1992, rééd.
Poches Odile Jacob, 2000
- "Welche Sprache für Europa?" - Campus Verlag.
- "LEnfant aux deux langues" - Ed. Odile
Jacob, 1996.
- "Le Français, histoire dun combat"
- Ed. Michel Hagège, 1996.
- "La
Réforme des langues : histoire et avenir" - Hambourg,
Buske, vol. I-II 1983, vol. III 1983-84, vol. IV 1989, vol. V 1990,
vol. VI (avec I. Fodor) 1994.
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