Am 4. Juli 1776
erheben sich die dreizehn britischen Kolonien von Amerika und erklären
ihre Unabhängigkeit. Am 13. März 1777 ergeht auf dem Kongress
von Philadelphia ein Anwerbungsappell an ausländische Zivilisten
und Soldaten, dem zahlreiche hochrangige Offiziere folgen werden.
Der Appell
zu diesem Freiheitsaufstand bewegt eine Reihe von Europäern,
sich an diesem ungewöhnlichen Abenteuer Amerika zu beteiligen.
Unter den vielen Freiwilligen sind auch ein französischer und
ein deutscher Offizier, die sich nur wenige Monate nach diesem Appell
anwerben lassen. Es handelt sich um den berühmten Marquis de
La Fayette und einen anderen, in Frankreich weithin unbekannten
Offizier, den preußischen General Friedrich Wilhelm August
von Steuben. Wir erinnern uns an den Generaladjudanten Washingtons
vor allem wegen seines Einsatzes und seiner Hingabe an die amerikanische
Sache. Beide werden später nicht allein zu siegreichen Heerführern.
Der weniger schillernde von Steuben gilt zudem als der Vater der
späteren amerikanischen Armee.
Von der Geschichte
des Marquis de La Fayette haben wir alle einmal Kenntnis genommen,
so dass ich mich lieber bei seinem Waffengefährten, dem General
von Steuben, aufhalten möchte.
Diese herausragende
Persönlichkeit tritt als Sohn eines preußischen Junkers
mit vierzehn Jahren während des zweiten Schlesienfeldzuges
freiwillig in den Militärdienst ein. Wie viele seines Standes
ist er von dem Landleben und dem Waffendienst angezogen und durchlebt
während des gesamten Siebenjährigen Krieges, in dem Friedrich
der Große wegen seines Wagemuts und seiner Furchtlosigkeit
auf ihn aufmerksam wird, seine harten Lehrjahre. Als höchste
Auszeichnung nimmt Friedrich der Große von Steuben auch in
die von ihm geleitete Sonderklasse zum Erlernen der Kriegskunst
auf. Er sorgt höchst selbst für seine Ausbildung an dieser
harten Schule, und aufgrund seiner glänzenden Ergebnisse stellt
ihm der König eine brillante Karriere in der Preußischen
Armee in Aussicht. So erlernt er im Laufe der Jahre alle Fassetten
der Kriegskunst eines der größten Strategen seines Jahrhunderts.
Aus unerfindlichen
Gründen gerät seine brillante Soldatenkarriere allerdings
ins Stocken: Anstatt eine Stellung zu erhalten, die seinen Fähigkeiten
und seinen Ambitionen entspricht, wird er zwölf Jahre lang
auf das prestigeträchtige, protokollarische Amt des herzöglichen
Kammerherrn von Joseph Wilhelm zu Hohenzollern-Hechingen verbannt,
wo er ebenfalls die Erziehung des jungen Prinzen übernimmt.
Eine sesshafte
Tätigkeit ist allerdings nicht dazu angetan, diesen leidenschaftlichen
Charakter zufrieden zu stellen. Eine unerwartete Begegnung wird
schließlich seinem Leben eine neue Richtung geben, als er
fünfzigjährig die Bekanntschaft des Comte de Saint-Germain,
des Kriegsministers Ludwigs XVI, sowie des Botschafters der Vereinigten
Staaten in Frankreich, Benjamin Franklin, macht. Dessen Erzählungen
über die militärische und taktische Lage, in der die Milizverbände
gegenüber den britischen Truppen steckten, wecken sein aufbrausendes
Kämpferherz, und er sieht in diesem Freiheitskrieg eine neue
Herausforderung.
Er bereichert
die amerikanische Revolutionsarmee um seine Erfahrung als preußischer
Stabsgeneral und damit auch die schlecht ausgebildeten Milizverbände,
die einem kampferprobten britischen Berufsheer gegenüber stehen,
um die unerlässlichen taktischen Kenntnisse auf dem Gefechtsfeld.
Aufgrund seines ausgesprochenen diplomatischen Geschicks und seines
meisterhaften taktischen Denkens bildet er schließlich den
Ausgangspunkt für den amerikanischen Sieg bei Monmouth am 28.
Juni 1778. Dieser in strategischer Hinsicht ungemein wichtige Sieg
zwingt die Engländer nämlich zum Rückzug aus Philadelphia.
Noch viele weitere Siege, die seine Karriere begleiten, sind ihm
gut zu schreiben.
Von Steuben,
der den Anstoß zu einer disziplinierten Organisation des Milizheeres
gab, richtete die noch fehlende Intendantur ein und sorgte für
ein Versorgungsnetz an Lebensmitteln und Munition, die die unerlässliche
Voraussetzung für den Erfolg der Rebellenarmee waren.
Im Anschluss
an den entscheidenden Sieg bei Yorktown und die Kapitulation von
Cornwallis sowie die Unterzeichnung des Friedensvertrages in Paris
im Jahre 1784 scheidet er mit allen militärischen Ehren aus
dem aktiven Dienst aus. In einer historischen Verlautbarung, in
der sich Washington bei Ludwig XVI bedankt, hebt er auch besonders
die Verdienste seiner Offiziere hervor. Bei dieser Gelegenheit gibt
er seiner Erkenntlichkeit gegenüber La Fayette und von Steuben
- "aus Zuneigung, Pflichtgefühl und Dankbarkeit" - Ausdruck.
1794 erliegt von Steuben den Folgen eines Herzinfarktes. Das amerikanische
Volk wird sich hingegen stets seiner erinnern als des Begründers
der amerikanischen Armee.
Seit 1936 wird
diese Erinnerung alljährlich durch einen Umzug von Tausenden
New Yorkern und vielen deutschstämmigen Amerikanern anlässlich
der Steuben Parade auf der berühmten Fifth Avenue von New York
begangen. Dadurch möchten sich die Amerikaner an den selbstlosen,
unermüdlichen und dem Land Amerika verfallenen Helden erinnern.
So stehen unsere
beiden Helden also als Denkmal der Geschichte in Form von zwei Statuen
gegenüber dem Capitol und symbolisieren damit in Stein gemeißelt
den europäischen Kreuzzug für die Unabhängigkeit
der Vereinigten Staaten.
Übersetzung
Forum (MT)
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