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VON STEUBEN - Ein General aus Preußen und die Unabhängigkeit
der Vereinigten Staaten
Als sich am 4. Juli 1776 die dreizehn britischen Kronkolonien von Amerika erheben und ein Aufstand ausbricht, stoßen europäische Freiheitskämpfer zu den Aufständischen. Darunter befinden sich auch ein französischer und ein preußischer General. Es handelt sich um den berühmten Marquis de La Fayette und den weniger bekannten preußischen General Wilhelm August von Steuben. Sie zeichnen sich jedoch nicht allein durch ihre militärischen Siege aus. Von Steuben gilt zudem als der Begründer der späteren amerikanischen Armee. © 2001
Alexandre WATTIN - Vorsitzender des Studienzentrums der
deutsch-französischen Beziehungen für Europa


Am 4. Juli 1776 erheben sich die dreizehn britischen Kolonien von Amerika und erklären ihre Unabhängigkeit. Am 13. März 1777 ergeht auf dem Kongress von Philadelphia ein Anwerbungsappell an ausländische Zivilisten und Soldaten, dem zahlreiche hochrangige Offiziere folgen werden.

Der Appell zu diesem Freiheitsaufstand bewegt eine Reihe von Europäern, sich an diesem ungewöhnlichen Abenteuer Amerika zu beteiligen. Unter den vielen Freiwilligen sind auch ein französischer und ein deutscher Offizier, die sich nur wenige Monate nach diesem Appell anwerben lassen. Es handelt sich um den berühmten Marquis de La Fayette und einen anderen, in Frankreich weithin unbekannten Offizier, den preußischen General Friedrich Wilhelm August von Steuben. Wir erinnern uns an den Generaladjudanten Washingtons vor allem wegen seines Einsatzes und seiner Hingabe an die amerikanische Sache. Beide werden später nicht allein zu siegreichen Heerführern. Der weniger schillernde von Steuben gilt zudem als der Vater der späteren amerikanischen Armee.

Von der Geschichte des Marquis de La Fayette haben wir alle einmal Kenntnis genommen, so dass ich mich lieber bei seinem Waffengefährten, dem General von Steuben, aufhalten möchte.

Diese herausragende Persönlichkeit tritt als Sohn eines preußischen Junkers mit vierzehn Jahren während des zweiten Schlesienfeldzuges freiwillig in den Militärdienst ein. Wie viele seines Standes ist er von dem Landleben und dem Waffendienst angezogen und durchlebt während des gesamten Siebenjährigen Krieges, in dem Friedrich der Große wegen seines Wagemuts und seiner Furchtlosigkeit auf ihn aufmerksam wird, seine harten Lehrjahre. Als höchste Auszeichnung nimmt Friedrich der Große von Steuben auch in die von ihm geleitete Sonderklasse zum Erlernen der Kriegskunst auf. Er sorgt höchst selbst für seine Ausbildung an dieser harten Schule, und aufgrund seiner glänzenden Ergebnisse stellt ihm der König eine brillante Karriere in der Preußischen Armee in Aussicht. So erlernt er im Laufe der Jahre alle Fassetten der Kriegskunst eines der größten Strategen seines Jahrhunderts.

Aus unerfindlichen Gründen gerät seine brillante Soldatenkarriere allerdings ins Stocken: Anstatt eine Stellung zu erhalten, die seinen Fähigkeiten und seinen Ambitionen entspricht, wird er zwölf Jahre lang auf das prestigeträchtige, protokollarische Amt des herzöglichen Kammerherrn von Joseph Wilhelm zu Hohenzollern-Hechingen verbannt, wo er ebenfalls die Erziehung des jungen Prinzen übernimmt.

Eine sesshafte Tätigkeit ist allerdings nicht dazu angetan, diesen leidenschaftlichen Charakter zufrieden zu stellen. Eine unerwartete Begegnung wird schließlich seinem Leben eine neue Richtung geben, als er fünfzigjährig die Bekanntschaft des Comte de Saint-Germain, des Kriegsministers Ludwigs XVI, sowie des Botschafters der Vereinigten Staaten in Frankreich, Benjamin Franklin, macht. Dessen Erzählungen über die militärische und taktische Lage, in der die Milizverbände gegenüber den britischen Truppen steckten, wecken sein aufbrausendes Kämpferherz, und er sieht in diesem Freiheitskrieg eine neue Herausforderung.

Er bereichert die amerikanische Revolutionsarmee um seine Erfahrung als preußischer Stabsgeneral und damit auch die schlecht ausgebildeten Milizverbände, die einem kampferprobten britischen Berufsheer gegenüber stehen, um die unerlässlichen taktischen Kenntnisse auf dem Gefechtsfeld. Aufgrund seines ausgesprochenen diplomatischen Geschicks und seines meisterhaften taktischen Denkens bildet er schließlich den Ausgangspunkt für den amerikanischen Sieg bei Monmouth am 28. Juni 1778. Dieser in strategischer Hinsicht ungemein wichtige Sieg zwingt die Engländer nämlich zum Rückzug aus Philadelphia. Noch viele weitere Siege, die seine Karriere begleiten, sind ihm gut zu schreiben.

Von Steuben, der den Anstoß zu einer disziplinierten Organisation des Milizheeres gab, richtete die noch fehlende Intendantur ein und sorgte für ein Versorgungsnetz an Lebensmitteln und Munition, die die unerlässliche Voraussetzung für den Erfolg der Rebellenarmee waren.

Im Anschluss an den entscheidenden Sieg bei Yorktown und die Kapitulation von Cornwallis sowie die Unterzeichnung des Friedensvertrages in Paris im Jahre 1784 scheidet er mit allen militärischen Ehren aus dem aktiven Dienst aus. In einer historischen Verlautbarung, in der sich Washington bei Ludwig XVI bedankt, hebt er auch besonders die Verdienste seiner Offiziere hervor. Bei dieser Gelegenheit gibt er seiner Erkenntlichkeit gegenüber La Fayette und von Steuben - "aus Zuneigung, Pflichtgefühl und Dankbarkeit" - Ausdruck. 1794 erliegt von Steuben den Folgen eines Herzinfarktes. Das amerikanische Volk wird sich hingegen stets seiner erinnern als des Begründers der amerikanischen Armee.

Seit 1936 wird diese Erinnerung alljährlich durch einen Umzug von Tausenden New Yorkern und vielen deutschstämmigen Amerikanern anlässlich der Steuben Parade auf der berühmten Fifth Avenue von New York begangen. Dadurch möchten sich die Amerikaner an den selbstlosen, unermüdlichen und dem Land Amerika verfallenen Helden erinnern.

So stehen unsere beiden Helden also als Denkmal der Geschichte in Form von zwei Statuen gegenüber dem Capitol und symbolisieren damit in Stein gemeißelt den europäischen Kreuzzug für die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten.

Übersetzung Forum (MT)



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