THOMSON-CSF
ist einer der weltweit grössten Konzerne der Verteidigungselektronik.
Mit 50.000 Mitarbeitern erwirtschaftet das Unternehmen jährlich
etwa 15 Mrd DM. Mehr als ein Viertel der Mitarbeiter arbeitet ausserhalb
Frankreichs.
Als weltweit
operierendes Unternehmen - von 100 DM werden mehr als 70 ausserhalb
Frankreichs umgesetzt - muss sich THOMSON-CSF ständig den Gegebenheiten
des internationalen Marktes anpassen.
Einige Randbedingungen
für diese Anpassung will ich nennen :
- Die Verteidigungsbudgets
insbesondere der europäischen Allianzpartner sinken. Betroffen
sind in Europa gleichermassen Forschung, Entwicklung und Beschaffung.
Sinkende Budgets zwingen zur Bündelung der europäischen
Ressourcen unter Nutzung aller Formen der Kooperation und sie erfordern
besondere Anstrengungen auf dem Exportmarkt.
- Amerika ist
gleichermassen Europas Partner für transatlantische Kooperationen
wie auch Europas Wettbewerber am Weltmarkt. Die Bedingungen für
den Wettbewerb sind diesseits und jenseits des Atlantiks nicht vergleichbar.
In den USA
bündelt ein zentraler Auftraggeber die Deckung des gesamten
Bedarfes. Dem steht in Europa eine zersplitterte Bedarfsdeckung
gegenüber. Dies führt in Europa zu begrenzten Serienumfängen
und zur Verzettelung der Entwicklungsmittel.
In den USA
sanken in den letzten Jahren ebenfalls die Kredite für die
Beschaffung von Rüstungsgütern. Forschung und Entwicklung
blieben dagegen annähernd auf dem hohen Niveau des Beginns
der 90er Jahre. Dies ist in Europa nicht der Fall.
Der amerikanischen
Industrie werden ihre Aufwendungen für wehrtechnische Forschung
und Entwicklung weitgehend erstattet, dies gilt nicht im gleichen
Masse für die europäische Industrie.
u Die amerikanische
Industrie hat ihre Restrukturierung weitgehend vollzogen. Diese
Restrukturierung wurde finanziell vom amerikanischen Verteidigungsministerium
unterstützt. Um so dringender ist jetzt die Restrukturierung
der europäischen Rüstungsindustrie: Erst sie wird es erlauben,
mit den USA auf gleichberechtigter Basis zu kooperieren und im fairen
Wettbewerb am Weltmarkt zu konkurrieren.
u Die Restrukturierung
der europäischen Rüstungsindustrie muss vom Geiste der
Kooperation und der Partnerschaft sowohl der beteiligten Industrien
wie auch der Regierungen getragen werden.
Für THOMSON-CSF
ist die Kooperation in all ihren Formen seit Jahren von zentraler
Bedeutung.
Wir sind stolz
darauf, dass wir seit über 30 Jahren einen aktiven Beitrag
zur europäischen und insbesondere zur deutsch-französischen
Rüstungszusammenarbeit leisten konnten.
Es wird in
Zukunft kaum ein europäisches Grossvorhaben geben, in das nicht
Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien
eingebunden sein werden. In vielen Fällen wird der Rahmen der
Zusammenarbeit noch weiter zu spannen sein.
Die Entwicklung
der internationalen Dimension von THOMSON-CSF trägt dieser
Entwicklung schon seit Jahren Rechnung.
Die Teilnahme
von THOMSON-CSF an fast allen europäischen Kooperationsvorhaben
ist kein Zufall.
Mit 6.000 Mitarbeitern
im Vereinigten Königreich, mit über 3.000 Mitarbeitern
in Deutschland und fast 3.000 in den Niederlanden spricht das Unternehmen
heute zu seinen Kunden als Franzose in Frankreich, als Engländer
in Grossbritannien, als Holländer in den Niederlanden und als
Deutscher in Deutschland.
Auch in anderen
Partnerländern ist THOMSON-CSF mit eigenen Komptenzzentren
zuhause. Unterstreichen will ich besonders unsere Präsenz in
Italien, Norwegen, der Schweiz und Spanien.
Ein Wort noch
zu unserer Präsenz in Deutschland: Kürzlich wuchs die
Zahl unserer Mitarbeiter hier auf über 3.500 Mitarbeiter unter
anderem Dank der Übernahme der SEL Verteidigungssysteme, der
Verteidigungsaktivitäten der ehemaligen "Deutschen Systemtechnik"
und der Bildung der Joint Venture mit SIEMENS im Bereich der Flugsicherheit.
Die hohe Kompetenz
unserer deutschen Filialen und deren Nähe zum deutschen Kunden
sind für die Gruppe von unschätzbarem Wert.
Es war nur
natürlich, dass die starke und breit gefächerte Präsenz
der Gruppe in den europäischen Partnerländern auch im
neuen Aufsichtsrat der Gruppe seinen Niederschlag fand: Die Hauptversammlung
berief die Herren Dr. Cromme, Vorsitzender des Vorstandes der Krupp-Thyssen,
und den Briten Lord Freeman, in dieses Gremium.
Die auf Einzelprogramme
bezogene Rüstungskooperation der Vergangenheit war ein wichtiges
Instrument europäischer Ressourcenbündelung. Der dramatische
Abbau der europäischen Verteidigungsbudgets einerseits und
die Vorreiterrolle, die die US-Industrie mit der Bündelung
ihrer Ressourcen übernommen hat, zwingen Europa, über
die reine Programmkooperation hinauszugehen.
Notwendig ist
die strukturelle Kooperation, die Bereitschaft zu gegenseitigen
Abhängigkeiten und die Bildung von Kompetenzzentren in den
Partnerländern.
Ich fasse
zusammen:
- Die europäischen
Regierungen haben begonnen die Rahmenbedingungen effizienter Marktstrukturen
zu schaffen.
- Die europäische
Rüstungsunternehmen haben ihre Effizienz zu steigern. THOMSON-CSF
tut dies seit vielen Jahren und wird auf diesem Wege fortschreiten.
- Industrielle
europäische Strukturen sind zu schaffen, die den zentralen
Interessen der Partner gerecht werden und eine nachhaltige Steigerung
der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie mit
sich bringen. THOMSON-CSF wird diese Restrukturierung aktiv mitgestalten.
- Die Bildung
europäischer Pole der Verteidigungselektronik wird zu berücksichtigen
haben, dass der Kunde für diesen Bereich auch in Zukunft einen
Wettbewerb fordern wird.
- Die transatlantische
Zusammenarbeit bleibt unverzichtbar. Sie wird es erlauben, in Europa
als Europäer, in den Vereinigten Staaten von Amerika als Amerikaner
und am Weltmarkt als transatlantisches Unternehmen zu agieren.
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