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Ein Gespräch mit Luc FERRY |
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In
diesem Interview nimmt der französische Philosoph und Deutschland-Kenner
Stellung zu zentralen Themen der europäischen Integration, die von
den Urspüngen deutsch-französischer Missverständnisse über die Rolle
der Menschenrechte gegenüber der Politik und der Moral bis zur Suche
nach einem weltlichen Wertesystem in unseren Gesellschaften und der
Grundlage pro- und antieuropäischer Haltungen reichen. In dem Interview
werden auch Fragen des Erziehungssystems berührt, mit denen Luc Ferry
als Vorsitzender einer Nationalen Programmkommission des französischen
Erziehungsministeriums vertraut ist.
©
2000
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Luc
FERRY
Philosoph
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Vergangenheit und Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen
Teil I : Vergangenheit |
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"Heute
ist die deutsch-französische Freundschaft Wirklichkeit geworden. Wir
brauchen nicht zu befürchten, aus einem Traum zu erwachen. Aber wir
sollten diese Freundschaft auch nicht für eine Selbstverständlichkeit
halten, eine Art von politischem perpetuum mobile, das die europäische
Einigung automatisch vorantreibt, ohne dass wir noch allzuviel Energie
dafür aufbringen müssten. (…) Nach Jahrzehnten der Kooperation laufen
Deutsche und Franzosen heute Gefahr, das Ausmaß und die Tiefe ihrer
Verständigung zu überschätzen. Die deutsch-französischen Beziehungen
drohen, zum Opfer ihres eigenen Erfolges und des Fortschreitens der
Geschichte zu werden. (…) Wir müssen erkennen, dass sich (…) nicht
unsere Ähnlichkeiten ähneln, sondern unsere Unterschiede."
©
1999
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Prof.
Dr. Wolf LEPENIES
Prof. für Soziologie an der
Freien Universität Berlin |
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Vergangenheit und Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen
Teil II: Die Zukunft |
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In
diesem zweiten, der Zukunft zugewandten Teil werden wir mit der Notwendigkeit
konfrontiert, das, was uns über unsere Unterschiede hinaus eint, zu
begreifen. Dadurch wächst unser Verständnis für die Bedeutung unserer
bilateralen Beziehung und eines ausgebauten Wohlfahrtsstaats als binnenwirtschaftlicher
Voraussetzung für die Teilnahme an dem Weltmarkt.
Vor dem Hintergrund der Globalisierung spricht sich der Verfasser
auch für die Bildung von "Koalitionen der Kulturen" aus, vor allem
auch einer "Sprachenkoalition". Wir sollten dafür Sorge tragen, dass
das Französische in Deutschland und das Deutsche in Frankreich die
je erste Fremdsprache ist. In diesem Zusammenhang haben die Intellektuellen
in der Politik ihren Platz, um zum Nachdenken über diese Art Fragen
anzuregen, die für unsere Zukunft angesichts einer sich wandelnden
Welt ausschlaggebend sein werden.
©
2000
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Prof.
Dr. Wolf LEPENIES
Prof. für Soziologie an der
Freien Universität Berlin |
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Die Zivilgesellschaft und das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) |
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Das
DFJW ist eine wichtige Mittlerinstitution für den Dialog der deutschen
und französischen Zivilgesellschaft. Zudem dienen seine Arbeitsmethoden
als Beispiel sowohl für die Brüsseler Programme als auch für andere
bilaterale Beziehungen in Europa. Es ist eine Zukunftswerkstatt für
Deutsche und Franzosen. Durch die Zusammenarbeit mit staatlichen und
privatwirtschaftlichen Vertretern der Ausbildung für Jugendliche,
mit den Universitäten, den Berufskammern, aber auch mit den neuen
gesellschaftlichen, kulturellen und soziopolitischen Initiativen entsteht
eine Diologmöglichkeit der Zivilgesellschaft, ohne den eine deutsche-französische
Politik in Europe weder denkbar noch glaubwürdig wäre.
©
2000
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Rudolf
HERRMANN
Koordinator
DFJW - OFAJ |
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Goethe, Beethoven und Europa |
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Auf
deutscher Seite sind es Goethe und Beethoven, Heine, Schopenhauer
und - cum grano salis - Wagner, welche die Einheit Europas geistig
antizipieren, und kein Zweifel: Nietzsche gesellt sich ihnen zu. Warum
gerade diese Namen? Goethe und Weimar wurden im frühen neunzehnten
Jahrhundert zu einer europäischen Zentrale, in der Künstler und Gelehrte
aus aller Welt einkehrten, und Goethes Idee der "Weltliteratur" hat
zum ersten Mal ein rigoros metanationales ästhetisches Konzept entwickelt,
das sich nicht einfach - wie vielfach angenommen wird - auf einen
Kanon der überzeitlichen Werke aus allen Nationalliteraturen bezieht,
sondern auf eine kommende Kommunikationsgemeinschaft der Autoren der
verschiedenen Länder Europas, ja der Welt vorausweist. Für Goethe
ist "Weltliteratur" die "unausbleibliche" Konsequenz aus dem immer
unaufhaltsamer sich entwickelnden Internationalismus des Handels,
"der sich immer vermehrenden Schnelligkeit des Verkehrs", der Technik
und der Kommunikationsmedien, zumal der Zeitschriften.
©
2000
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Prof.
Dr. Dieter BORCHMEYER
Prof. für Neuere Deutsche Literatur
an der Universität Heidelberg |
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Goethe, Europäer und Kosmopolit |
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"Goethe
hat sich als Europäer betrachtet, als ein Bürger Europas oder, wie
es damals hieß, als ein Kosmopolit. Das war nämlich die eigentliche
Bedeutung, die man dem Wort "Kosmopolit" beimaß: Kosmopolit ist, wer
Fremdsprachen spricht, alle Länder liebt, wer zum Beispiel der Ansicht
ist, daß die beste Architektur in Italien, das beste Theater aber
in Frankreich zu sehen sei, daß wiederum die schönste Dichtung vielleicht,
ganz gewiß aber die schönste Musik aus Deutschland komme. Darin besteht
das Kosmopolitische. In der geistigen Öffnung nämlich und der Weigerung
zu behaupten, daß eine Zivilisation der anderen überlegen ist. (…)
Für Goethe aber steht das Europa der Moderne mit seiner von ihm vermittelten
Botschaft von Humanismus, Schönheit und Toleranz usw. in direkter
Nachfolge der griechischen Antike. Francis Claudon, Lehrstuhlinhaber
für vergleichende Literaturwissenschaft, zeichnet für uns in diesem
Interview das Leben Goethes nach. Darin kommt er sowohl auf Goethes
produktive Rezeption anderer Autoren zu sprechen, seine Rezeption
in Frankreich, als auch auf den Einfluss, den er selbst auf seine
Zeitgenossen, Schriftsteller und nachgeborene Intellektuelle ausgeübt
hat.
©
2000
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Prof.
Francis CLAUDON
Prof. für Vergleichende Literatur-
wissenschaft an der Univ. Paris XII |
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Ein Gespräch mit Alain FINKIELKRAUT |
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"Ich
bin ganz und gar nicht dafür, dass sich die Intellektuellen heraushalten.
Ich denke, dass es wichtig ist, die politische Debatte nicht den Parteien
und den Politikern zu überlassen. (…) Wenn die ruhmreiche Zeit des
Intellektuellen auch hinter uns liegt, so ist doch nicht zu hoffen,
dass Gleiches auch für die politische Einmischung und für die Diskussionen
gilt, die eben nicht nur den Berufspolitikern vorbehalten bleiben
dürfen." In vorliegendem Interview widmet sich Alain Finkielkraut
vorwiegend der Frage nach der gesellschaftlichen Rolle des Intellektuellen,
der fehlenden Durchlässigkeit unserer Grenzen im Hinblick auf die
intellektuellen Auseinandersetzungen in anderen europäischen Ländern
und kommt darüber hinaus auch auf Fragen der Bildungspolitik und die
Denkströmungen zu sprechen, von denen in seinen Augen heute in Europa
die größten Anregungen ausgehen.
©
1999
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Alain
Finkielkraut
Philosoph
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Ein Gespräch mit André GLUCKSMANN |
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"…
wir leiden heute unter einer allzu gegenwärtigen Moral. Weder die
Christ- noch die Sozialdemokratie war je um Wertbezüge verlegen. In
Europa gefiel man sich in dem Gedanken an moralische Grundsätze. In
der Praxis lässt sich dann allerdings ein gegenteiliges Verhalten
feststellen. Es gibt nicht nur einen Widerspruch zwischen moralischer
Theorie und profaner Praxis, es besteht da geradezu ein Wechselverhältnis;
leeren Wertvorstellungen, die von allen geteilt werden, weil sie zu
nichts verpflichten, entspricht eine zynische und illusionslose Praxis.
In Wahrheit spricht man häufig von Werten, aber je mehr man davon
spricht und je weniger man daran glaubt, desto seltener verhält man
sich demgemäß und opfert dafür das tägliche Wohlbefinden."
©
1999
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André
Glucksmann
Philosoph
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